9. November 2013

Teil 5 - Unentdecktes Frankreich

Die heißen Sommertage an der Loire vergingen viel zu schnell.


See mit Tretboot

Ein R4 vor dem Haus ist
auch in Frankreich selten geworden

Viele fragten uns, ob so ein Auto ohne Klimaanlage nicht viel zu anstrengend sei im Sommer. Es ist sicher eine Frage der eigenen Ansprüche. Wir sind bequem geworden - aber um wirklich einmal Sommer zu spüren, die Geräusche zu hören, gehören heiße Tage dazu. Das geht in unseren leisen, schnellen Autos von heute oft verloren. Einige Fahrten in der Mittagshitze waren wirklich anstrengend - aber der R4 ist ja gut belüftet. Die Hitze war zudem trocken - im Grunde ist es im Auto besser gewesen als draußen in einem Schlosspark. Und gibt es etwas schöneres, als warmen Wind auf der Haut und die Freude über ein kühles Getränk im Schatten nach einer Fahrt in der Sonnenglut?

Sonnenuntergang
vor dem Haus

Marie vor dem Schloss
Sully-sur-Loire

Ich löse dann auch noch das Rätsel um den Transport der Familie und des Gepäcks. Wir waren ja inzwischen vier Personen, wir hatten sechs Reisetaschen, noch kleinere Gepäckstücke dabei und nun mit dabei war zudem ein großer Koffer voller warmer Kleidung, den unsere Tochter von Island mitbrachte. Alles zusammen keine gute Idee für eine 350 km lange Fahrt im R4. Wir haben uns also aufgeteilt - denn das Bahnfahren in Frankreich ist kein Problem. Frau und Tochter fuhren über Paris mit dem klimatisierten Zug, mein Sohn und ich im R4 mit dem Gepäck. Ankunft für alle in etwas zur gleichen Zeit. So der Plan. Das Wettrennen haben wir im Auto unterstützt durch eine nagelneue Autobahn gewonnen - die Bahnfahrt sollte zur Odyssee werden. Eine angenehme Erfahrung waren dabei gut informierte Bahnmitarbeiter, eine ganz neue Erfahrung für uns. Leider gab es am Tag zuvor ein schweres Zugunglück vor Paris - so wurde die Bahnfahrt zu einer langwierigen Angelegenheit.




Sully-sur-Loire

Alte Halle vor der Kirche










Der R4 war mittlerweile bis unter das Dach vollgestopft, denn wir hatten nun ja auch noch Wochenendeinkäufe für fünf Personen dabei. Denn am Urlaubsziel traf ein Schulfreund unserer Tochter ein, die beiden hatten sich verabredet, um dann eine Woche im Camper zu verbringen und auf eigene Faust Paris und Normandie zu erkunden.

unser Ferienhaus - ein Traum

tolle Farben








ein Paradies für Gartenfreunde








Etwas müde erreichten wir unser letztes Ferienhaus der Reise. Ich bin selten sprachlos - aber das Wort paradiesisch war an diesem Ziel angemessen. Ein hervorragend ausgestattetes und liebevoll eingerichtetes Ferienhaus in einem separater Gebäudeteil einer alten Wassermühle erwartete uns. Es war umgeben von einem Garten für uns am kalten Mühlbach mit Forellen. Zum Haus selber gehörte ein zwei Hektar großer privater Garten, den die freundlichen und entspannten Besitzer im Laufe der Jahre in ein Ensemble verschiedener Gartenstile auf einem parkartigen Grundstück verwandelt haben. Ein friedlicher, ruhiger und stiller Ort voller Schönheit und Ideen. Die Gartencenter freuten sich bereits auf uns nach unserer Rückkehr.



an unserem Frühstücksplatz


viele schöne Ecken
Der Garten wird von einigen Tausend Gästen im Sommer besucht, was uns aber nicht störte. Wir hatten einen privaten Gartenteil, in dem immer Sonne oder Schatten zu finden war, nur für uns und konnten zudem den gesamten Garten nutzen, auch wenn er für Besucher geschlossen war. Die Tage waren weiter heiß und sonnig und so bleiben vor allem die Nachmittage im Halbschatten mit den Füßen im eiskalten Bach in Erinnerung. Viel gelesen haben wir dort. Für einen Urlaub mit kleinem Auto und kleinem Gepäck ist ein eBook-Reader (wir haben uns für den Kindle Paperwhite entschieden) übrigens eine tolle Sache.





Feuerwerk zum Nationalfeiertag

Die Gegend  um Joinville ist von weiten, leicht hügeligen Getreidefeldern (irgendwo muss das Baguette ja seinen Ursprung haben) geprägt, durchzogen von Tälern, Wäldern und Flüssen oder Kanälen. Wieder ein sehr ursprüngliches Frankreich. Sogar einen R4 gab es im Ort. Nach der Dichte von Kultur an der Loire war es ein erheblicher Kontrast.
Der Mond und der beleuchtete Garten

Wegen der Wärme verzichteten wir auf lange Ausflüge und genossen den wundervollen Garten, das Feuerwerk zum Nationalfeiertag oder aber das schnelle WLAN. Jeder wie er mag, es ist ja Urlaub. Nur die ab und an auftauchenden Tiefflieger störten das Idyll für kurze Zeit. Kurz ärgerte ich mich darüber, beschloss dann aber, dass das nun wirklich Leiden auf höchstem Niveau war.

Hier einige Fotos aus dem Gartenparadies, das wir eine Woche lang wie unseren Garten nutzen durften - eine sehr erholsame und schöne Zeit. 



















Das Mosaik von Grand

Einen Ausflug zu Spuren der Römer (ja, die gab es dort, Asterix Hefte sind nicht nur der Phantasie entsprungen) sollten wir aber noch unternehmen: zum Gallo-römischen Heiligtum von Grand. Und der wurde zu einem Glücksfall für einen R4 Besitzer. Denn weiterhin nutzte ich jede Gelegenheit, einen Carburateur pour ma Quatrelle (=Vergaser für meinen R4) zu suchen. Spontan wie meist kam uns die Idee, nochmal nach dem späten Frühstück eine kleine Tour zu unternehmen. Ein Mosaik aus der Römerzeit wollte besichtigt werden. Das war auch eindrucksvoll - und das Kombiticket mit dem Amphitheater um die Ecke war günstig. Dumm nur, dass auf dem sehr kurzen Weg zwischen den beiden Orten das typische Frankreich-Phänomen zuschlug: Mittagspause.
zurückhaltend norddeutsch
würde man sagen: Hä?

Wie überall im Land schließt man Mittags zu, macht Pause. Wir hatten mal wieder an nichts gedacht und bekamen Durst. Das nächste Städtchen Neufchâteau war nur 30 km entfernt - also schnell dorthin und lustiges Mineralwasser gekauft. Der Ortsname aus dem Elsass ist für einen Norddeutschen schon komisch. Wir sollten später dort vorbei kommen auf dem Weg nach Lörrach zum Autozug.

Das Amphitheater von Grand

Wie der Tag sich zu einem der schönsten der Reise als Oldtimerfahrer entwickelte, berichte ich im letzten Teil des Reiseberichtes.