19. Oktober 2013

Teil 3 - R4 Treffen in Thenay

unterwegs Richtung Loire

Weiter ging die Fahrt durch Frankreich - nach einigen sonnigen Tagen in der klaren Luft des Morvan (es liegt immerhin 500 m hoch) und skeptischen aber problemlosen Tests unserer reparierten Marie,
Mohn, Kornblumen und Raps

fuhren wir bei bestem Sommerwetter an die Loire. Nach rund 300 km zum Glück ereignisloser Fahrt durch weite und teils durch Mohn dekorierte Getreidefelder kamen wir im Gebiet der berühmten Schlösser an.


zum Glück ein Schattenplatz

Unser Gepäck deponierten wir in unserer Unterkunft - das Ferienhaus war noch nicht frei, aber wir konnten schon mal einen vielversprechenden Eindruck gewinnen.
Die hilfsbereite Verwalterin half uns, das Türschloss des alten Brotbackhauses war schnell mit meinem Bordwerkzeug gangbar gemacht. Wir übernachteten dann mit kleinem Gepäck eine Nacht im Hotel - und hatten den Tipp für ein leckeres Abendessen in der Abendsonne unter der traditionellen alten Markthalle in Bracieux.
Bracieux

Das Hotel hatte WLAN, so war, bevor eine harte Woche ohne Internet begann, nochmal Gelegenheit, die letzten Details der Anreise unserer Tochter aus Island via Skype zu besprechen und moralische Unterstützung auf die diesmal etwas zickige Eisscholle im Nordatlantik zu übertragen. Es ist schon erstaunlich, welch exotische Körperhaltungen man entwickelt, um ein stabiles WiFi-Netz zu empfangen.

Noch am Abend musste ein Beweisfoto her - vom berühmten Schloss Chambord. Der Kleinbus mit den Chinesen an Bord machte etwas Platz und ich bekam mein Wunschfoto. So ähnlich gab es das mal vor vielen Jahren in einer Werbung.

Marie am Schloss Chambord


Am Sonnabend morgen ging es dann vor der Fahrt zum großen R4 Treffen erstmal zum Supermarkt und schon dort standen schon die ersten R4. Je dichter wir dem Ziel kamen, desto mehr R4 waren auf den Straßen zu sehen. Alle grüßten sich, das war eine vielversprechende Atmosphäre.
Willkommen in Thenay

Wir trafen dann auch in einem steten Strom von Teilnehmern ein und fanden einen Parkplatz zwischen den vielen anderen R4. Das Treffen fand auf einer kleinen Rennstrecke statt, ein idealer Ort. Aber weit und breit kein Schatten, und es war heiß und der Himmel blau.

Puristisch und Futuristisch
nebeneinander

Das Gelände war aufgeteilt in Bereiche für Off-Road, besondere Modelle, alte Preziosen, Clubs, Attraktionen, normale Teilnehmerautos, einen Renault Classic Stand, einen Teilemarkt und den Campingbereich - über alle verteilten sich die rund 1000 Autos. Das Treffen war durchaus international, wenngleich der Schwerpunkt in Frankreich lag. Leider waren alle Ansagen ausschließlich auf französisch, so dass wir zuweilen etwas ratlos waren.
kunterbunt

Die Franzosen selbst zeigten sich meist etwas spröde, im Grunde interessierte es auch niemanden, dass wir wohl zu der Handvoll Teilnehmer (z.B. aus Slowenien, Italien, Spanien, Großbritannien) mit der weitesten Anreise gehörten. Natürlich ist auch ein weißer R4 der letzten Baureihe das unaufregendste Modell so eines Treffens. Das wäre beim nächsten Mal, dank des Papst R4, vielleicht anders, da gibt es dann vielleicht einen Papst-Parkplatz. Vielleicht sollte ich mir schon mal ein passendes Kostüm besorgen.  Es war für uns daher etwas anonym als Familie und die Sprache ist oft eine Barriere. Allein hätte ich das wohl etwas anders gesehen. Aber schnell waren einige hilfsbereite und bereits bekannte Menschen getroffen und jeder hat es ja in der Hand, was man aus so einem Treffen macht. Es ist schön, echte Menschen zu treffen und zu reden statt nur in einem Internetforum voneinander zu lesen. Toll, dass das Treffen nach einem Jahr Pause wieder auf die Beine gestellt wurde.
Rechtslenker aus GB


Sehr interessant war auch der nette Kontakt zu den englischen R4 Fahrern, teils schon aus dem englischen R4 Forum bekannt, die allesamt weite Strecken zurück gelegt haben und humorvoll mit uns auf Land und Leute schauten. Insgesamt war der Kontakt zu den anderen Zugereisten einfach und schnell - denn die konnten alle etwas Englisch und fanden so zueinander.

Trophäenjagd

Als R4 Fahrer ist es natürlich eine tolle Gelegenheit, die sonst nur aus Büchern und dem 4L Magazin bekannten Modelle aller Varianten zu sehen. Im Grunde war das mein Wunsch, einmal so viele R4 Variationen wie möglich zu sehen. Und es gibt keinen besseren Ort dazu, als dieses Treffen. Deshalb hat sich die Reise gelohnt.
Marie mittendrin

Auf mehreren Rundgängen haben wir viele Autos fotografiert, die vielfältigen Variationen festgehalten und uns zuweilen gefreut, dass es noch ein Leben jenseits des deutschen TÜV gibt, das so etwas zutage bringt. Der nächste Teil des Reiseberichtes wird hierzu einige Fotos zeigen.

am Ferienhaus mit See

Da der Tag sehr heiß war und wir irgendwie angeschlagen, haben wir auf das Abendprogramm verzichtet, von dem wir ohnehin wenig verstanden hätten und uns einen schattigen Platz an unserem schönen Ferienhaus gesucht, es bezogen und dort den Tag an unserem hauseigenen Teich mit Tretboot ausklingen lassen.

Schloss Cheverny

Am Sonntag war das Treffen nicht mehr ganz so sehr besucht, es war aber dafür mehr Gelegenheit, nochmal ein paar Bekanntschaften aufzufrischen oder zu etablieren. Weniger Autos bietet auch Platz für bessere Fotos, wenngleich das knallige Sonnenlicht eher suboptimal ist. Vor allem, dass uns nach dem Treffen nochmal weitergeholfen wurde in Sachen Vergaser (siehe Teil 2), ist toll - die Teile waren kurz darauf in der Post. Ein R4 bringt immer wieder Menschen zusammen, die sonst oft als Individualisten unterwegs sind.


im Schlossgarten

Der Platz begann sich zu leeren, wir hatten ohnehin nicht verstanden, was noch auf dem Programm stand, da die Veranstalter konsequent das internationale Treffen auf Französisch organisierten. Ohne Sprachkenntnisse kann man dort ganz schön aufgeschmissen sein. Wir haben dann noch ein paar R4 Devotionalien erstanden und beschlossen, das wunderschöne Schloss Cheverny auf dem Heimweg zu besichtigen. Unser Ferienhaus in der Sologne war dann die Basis für eine erholsame, sonnig-heiße Urlaubswoche mit Kultur, gutem Essen, leckerem Obst aus den umliegenden Plantagen. Unsere Tochter kam via Paris mit dem Zug zu uns, um im Sommer wieder aufzutauen. Das hervorragend ausgestattete Haus ist unbedingt zu empfehlen, wenn man in der Nähe der Loire-Schlösser ruhig und abseits wohnen möchte.

Alpine


Matra Museum in
Romorantin-Lanthenay





Rennwagen - eine tolle Ausstellung

Mein Sohn und ich besuchten noch das Matra Museum in Romorantin-Lanthenay mit einer Alpine-Sonderausstellung - ein Highlight für Freunde französischer Autos. Nebenbei wurde bei jeder Gelegenheit nach einem Ersatz-Vergaser gefahndet. Die großen Renault-Vertretungen bedienten uns schulterzuckend und ohne Interesse, während kleinere Werkstätten immer freundlich und hilfsbereit ihre Lager durchsuchten. Leider ohne Erfolg, denn die meisten hatten ihre R4 Teile und Ersatzteilspender inzwischen dauerhaft entsorgt. Wie dem auch sei, die Fahrten auf den schmalen Landstraßen waren immer eine schöne Zeit und der Weg war das Ziel. So haben wir einige schöne Ecken entdeckt und Menschen gesprochen, die sich über den verrückten Deutschen mit seinem Kleinwagen aus der Vorzeit freuten. Denn einen schönen R4 muss man auch in Frankreich suchen - wenn nicht gerade ein Treffen ist. Wir hatten bis zur Ende der zweiten Woche nur eine Handvoll R4 gesehen. Abwrackprämien sind auch international.


am Ferienhaus

Unser Ferienhaus war wieder eine hervorragende Wahl. Sehr groß, abseits im Wald gelegen, mit Teich, Tretboot und Wanderwegen vor der Tür, Seen um uns herum, bei toller Ausstattung und bestem Wetter zeigte sich das Land von seiner besten und heißesten Seite. Autofahren um die Mittagszeit ist da schon eine schweißtreibende Angelegenheit und macht deutlich, wie bequem wir es heute mit modernen Autos haben.

Schlösser sind überall

So ließen wir Kultur dann auch mal Kultur sein - ein Schloss, das man nicht gesehen, hat kann ja ein Grund zur Rückkehr sein. Was bleibt, sind Bilder der sommerlichen Straßen durch das Land. Frankreich ist schön. Und angenehm klimatisierte Supermärkte haben ein leckeres und vielseitiges Angebot.


Der Besitzer der Auberge kam
direkt aus einem Asterix Heft

Marie und Mairie

Marie fuhr, ruckelte ab und an, hatte keinen runden Leerlauf - aber: sie lief und der Verbrauch lag bei sechs Litern. Das sollen heutige Autos erstmal schaffen. Französische Tankstellen haben eine Besonderheit. Wie bei uns können die Preise sehr auseinander liegen und die großen Supermärkte (in denen könnte ich Stunden verbringen.. ) haben oft eine Tankstelle mit billigem Sprit. Zu belebten Zeiten wird dort im Akkord getankt - und man zahlt beim Verlassen an einer Zahlstelle. Wenn die aber geschlossen ist, wird an der Säule mit Karte bezahlt. Vielleicht. Also manchmal. Oft wurde die Karte aber nicht freigeschaltet. So blieb dann zuweilen nur die Suche nach einer Markentankstelle.
Kleine, "arme" Schlösser sind
auch einen Besuch wert


Unsere Trilogie der Ferienhäuser ging weiter und ein weiteres Highlight sollte folgen. Wie wir zu viert mit Gepäck inklusive Island-Koffer dorthin kamen, folgt aber erst im übernächsten Teil - vorher noch die versprochenen R4 Fotos vom Treffen in Thenay an der Loire.



An dieser Stelle daher mein Dank an meine Familie, die geduldig dabei war, mit mir im Auto schwitzte und dabei, so glaube ich, auch noch etwas Spaß hatte.
Schloss Chambord