19. Juni 2011

Mit dem R4 auf dem Nürburgring


Wir waren mit Marie zur Geburtstagsfeier am 18.6.2011 auf dem Nürburgring. Renault und der D’ARC veranstalteten dies im Rahmen der World Series Renault. Nette andere R4 Fahrer treffen, die ich bisher nur aus Forum oder Facebook kannte, einen netten, abwechslungsreichen Tag  mit dem R4 erleben und dabei das Renngeschehen auf der Strecke der WSR mitbekommen, das war mein Ziel, darum nahmen wir 650 km Fahrt in die Eifel auf uns.

Und wie war es nun?  Für das schlechte Wetter kann niemand etwas. Wohl aber für etwas mehr Wertschätzung des Geburtstagskindes.

Wir wurden wie angekündigt bis 9:30 Uhr auf eine Extra-Fläche gelotst, im Infield der Strecke. Zufahrt nur mit einem extra Pass für das Auto, darum war leider eine kurzfristige Teilnahme nicht möglich. Es ist eine Rennstrecke mit eigenen Regeln. Aber wer etwas planen kann, konnte dabei sein,  es waren rund 130 R4 aller Baujahre dabei. Vom hervorragend restaurierten Wagen bis zum Alltagsauto, eine schöne bunte Mischung. Es gab Zeiten, da waren die Autos nicht nur schwarz oder silberfarbig.

Was passierte dann? Erst mal nichts. Die Autos standen dort, wurden von vielen Besuchern der WSR bestaunt, aber kaum jemand sprach, sowas erwartet man wohl nicht, wenn man zum Autorennen geht. OK, hat seine Logik. Wir hatten ja uns, ich habe viele nette R4 Fahrer nun mal lebend und nicht nur virtuell kennen gelernt. Das war schön, informativ, lustig, offen, kontrovers, vielfältig: also wirklich gut.
Wir waren noch nie bei einem Autorennen – also haben wir uns auch das angeschaut. Wann kommt man schon mal in die Boxengasse, kann die Mechaniker und Autos so nah sehen? Und einem Rennen zusehen? Es ist nicht unsere Welt, aber es war ein Erlebnis. Also auch gut.

Aber .. wir wollten doch Geburtstag feiern und den R4 präsentieren!  Das fand irgendwie nicht so recht statt. Viele Regenschauer mit kaltem Wind trübten die Stimmung etwas, so dass die Zeit lang wurde. Irgendwann war uns nur noch kalt. Rund um den R4 fand eigentlich nichts weiter statt, als zu warten auf die Fahrt auf der F1 Strecke.  Viele freuten sich auf die Nordschleife, aber es war eigentlich immer klar, dass es die Grand Prix Strecke sein sollte. Eben auch, um den R4 den Zuschauern und Fans von Renault zu zeigen. Eigentlich….
Es gab nicht mal einen wärmenden Tee oder Kaffee, Keks oder Stuhl für uns als nicht Club-Organisierte zum Aufwärmen im D'ARC Zelt, der „VIP“ Bereich war reserviert für Club Mitglieder (in Sachen R4 gefühlt in der Minderheit). Ein 0,18 l Becher Tee kostete 2 Euro. Folge: die R4 Fahrer saßen frierend in den Autos und hupten im Regen anarchistisch vor sich hin, sehr nett diese spontane Aktion. Kekse wurden herumgereicht, wenn es trocken war noch etwas geredet.

Das Geburtstagskind wurde aber von offizieller Seite weiter ignoriert. Es waren nur zwei Fahrzeuge der historischen Sammlung zu sehen, am Abend zur Rundfahrt tauchten dann noch zwei auf. Mehr hätten uns Fans sicher gefallen. Eine Erwähnung vom R4 im Rahmen der Veranstaltung tagsüber oder mal die Runde vor den tausenden Zuschauern am Tag? Fehlanzeige. Wir fuhren erst am Ende des Tages auf die Rennstrecke, als kaum mehr ein Zuschauer da war. Das war für mich natürlich ein tolles Erlebnis, im Grunde waren es drei Runden insgesamt, es hätten ruhig noch ein, zwei Schnellere dazu sein dürfen. Ich hab immerhin Tempo 90 auf der Zielgeraden erreicht. Rundenzeit etwa 9:20. Der Streckensprecher hat dabei den wenigen Verbliebenen auf den Rängen leider nichts präsentiert, vorher hatte er Sabbelwasser getrunken. Wenn ich dran denke, was wir an Energie und Aufwand reingesteckt haben, 1.300 km im Regen gefahren sind, um dann von Renault kaum eine andere Wertschätzung entgegen gebracht zu bekommen, als die für Gratisbesucher oder Messebesucher (einzig ein Pin war individuell für die Teilnehmer), dann ist das Fazit sehr ernüchternd.  Wetter und Programm hielten uns daher von einem Besuch am Sonntag ab.

Vom D'ARC wurde bestimmt getan, was machbar war, aber mehr war wohl eben nicht mit den von Renault bereitgestellten Mitteln drin. Und das mag schon mehr sein, als bei anderen Herstellern. Ich hätte mich aber über irgendeine Verbindlichkeit, wie die Zusage einer DVD der Rundfahrt (es wurde ja professionell gefilmt) gefreut, oder so etwas wie einen roten Teppich, wo einige Fahrzeuge mal präsentiert werden, irgendwas an Wertschätzung für einige der "positiv Verrückten", die sich die Mühe machen, so ein Auto zu erhalten (morgen: Werkstatt... zum Glück sind wir noch nach Hause gekommen).

Wahrscheinlich werden unsere Autos von Renault in einem Video nochmal irgendwo gezeigt, schön, dass ich dabei war. Aber den Aufwand trage ich eben allein und bekomme weiterhin bei meinem bisherigen Händler nicht einmal die Unterstützung durch neue Zündkerzen. Lächerlich und bizarr, so eine Situation. Es geht nicht Geschenke, keine Frage. Einfach nur um dieses Feiern eines Geburtstages. Und das war für mich nun wirklich keine Geburtstagsfeier des drittmeistverkauften Autos der Welt und erfolgreichsten Importwagens im Land. Die Organisation war etwas unglücklich, die Abendveranstaltung übervoll trotz Voranmeldung, so dass die Stehparty des Tages für viele am Abend ebenso fortgesetzt wurde und entsprechend wenig leidenschaftlich ausfiel.

Offenbar ist es schwierig, Markengeschichte und aktuelles Markenbild zusammen zu leben. R4 und WSR sind nicht wirklich kompatibel. Die Betreuung der R4 Fahrer zum Geburtstagsaktion und in der Werkstattpraxis sind eben auch nicht überall bei Renault mit Herzblut ausgestattet. Siehe mein Beitrag hierzu. Insofern setzt sich das Bild hier aus der sicher nicht immer ganz objektiven Sicht eines R4 Fahrers leider fort. Und ist leider in hartem Kontrast zur im toll gemachten Werbespot gezeigten Seite Renaults. Insofern hat Renault sicher eine Chance vertan, uns R4 Fahrer zu Markenbotschaftern voller Leidenschaft zu machen. Vielleicht wäre gar nichts zu machen, die bessere Alternative gewesen, als es allein den Möglichkeiten des D’ARC zu überlassen.
Ich vermute, so ein fokussiertes Treffen wie in Holland, wo alle Autos in Form einer 50 auf ´nem Bild standen, das wäre was gewesen. Dazu alle Fahrer ins Riesenrad. Alle Autos auf ein Bild, alle Fahrer dazu. Jeder mit seinem Auto. Also etwas Individuelles statt Messe-Give-Aways und etwas mehr Trara um das Geburtstagskind. Das hätte auch schön zur immer wieder gezeigten Fernsehwerbung gepasst. Ein etwas professionellerer und wertschätzender Touch eines Weltkonzerns im Dialog mit treuen Fans hat gefehlt.

So sind privat organisierte Treffen für mich wohl die bessere Alternative. Da bekommt das Geburtstagskind dann die Aufmerksamkeit, die ihm gebührt. Leider passt das alles terminlich nicht in diesem Jahr.
Wir jedenfalls hatten auf der Hinfahrt unseren Spaß am R4 und haben wieder mal neue Ecken des Landes erkundet. Wie stand auf einem R4 so richtig: „Langsamkeit ist der wahre Luxus“.

Danke an Christian B. für das Bild
Fazit: viele Eindrücke, nette Leute, tolle Autos, ein einmaliges und unvergessliches Erlebnis auf der Rennstrecke. Leider sehr ernüchtert durch die Rahmenbedingungen. Aber die Fahrt auf der Rennstrecke war wirklich toll und unvergesslich und auch das Treffen der netten anderen R4 Fans waren die Reise wert.

Ich wünsche mir weiter symbolisch Zündkerzen von Renault. Ganz oder gar nicht. Morgen geht es zu einem anderen Renault Händler.

Ergänzung: der neue Händler hat die Portion Leidenschaft für  die Markenhistorie, die ich suchte. Mein Auto wurde umgehend repariert. Der Fehler ist gefunden, der Vergaser tut wieder beim Beschleunigen, was er soll und die Kohlen der Lichtmaschine sind nicht mehr verglast. Für vergleichsweise kleines Geld viel Wirkung. Endlich an eine Werkstatt geraten, die noch mehr kann, als den Netzwerkanschluss des Autos suchen! Insofern hat sich meine Rundfahrt im April zur 50 Jahre R4-Feier gelohnt. Danke an  http://www.lzautomobile.de/